Was ich den ganzen Tag hier so mache ...
|
|
| September | Oktober | November | Dezember | Januar |
Februar | Maerz | April |Mai |Juni |Juli |August |
Das Wochenende haben wir dann zum einen mit viel Schlaf verbracht und zum anderen ausgiebig die Dachterasse in herrlicher Lage mit Blick auf die diesjährige Regatta genossen. Sonntag nachmittag sind wir zu einem Strand in der Nähe des Laoshangebirges gefahren und sind anschließend noch mit Reinhold Meuser recht spontan zum Bierfest gegangen. Sehr vernünftig haben wir dieses aber nach neun verlassen, weil die beiden am nächsten Tag arbeiten mussten. Wir sind dann aber doch noch bis halb zwölf im Pool der Meusers versackt. Haupterkenntnis des Tages: halbvolle Sektgläser können schwimmen.
Alledings ist es in der Ferienzeit doch ein wenig einsam; um nicht zu sagen der Campus ist geradezu ausgestorben und alle Deutschen sind in dieser Zeit in die Heimat geflüchtet, weil es im August einfach unglaublich heiß ist in China. Zusammen mit der wahnsinnig hohen Luftfeuchtigkeit ist es im Grunde kaum auszuhalten. Weil ja bekanntlich mit einem Stück Mensch schlecht spielen ist, bin ich abends direkt zur Fußmassage gegangen und von dort aus in alter Tradition in den Mannheimer zum essen. Da kriegt man ja ordentliche deutsche Kost, sie sich dadurch auszeichnet, dass sich eine vollständige Mahlzeit auf einem Teller für eine Person befindet. Eine Tatsache, die ich eigentlich vergleichsweise langweilig finde im Gegensatz zur chinesischen Tradition viele verschiedene Gerichte für alle auf den Tisch zu stellen und gemeinsam zu essen. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass China eigentlich nicht das geeigneteste Land für Alleineesser ist; man auch könnte sagen "ein Stück Mensch nicht gut essen gehen". Also habe ich mal wieder das Cordon Bleu genossen, das in der Mannheiner-Variante aus zwei übereinandergelegten Schnitzeln mit dem bekannte Käse und Schinken dazwischen besteht und auch prompt Christiane getroffen, die zufällig alleine als Strohwitwe unterwegs war. Im Gegensatz zu den Meusers, die gerade erst wieder in Qingdao eingetroffen waren, sind wir nach dem Essen nicht direkt nach Hause gegangen, sondern haben stattdessen noch einmal die Vorteile meines Trinkausweises in der New York Bar genossen um anschließend noch im Corner Jazz zu landen. Und weil wir dann immer noch Lust auf ein kaltes Bier hatten sind wir zu guter letzt noch zu Christiane gefahren, wo wir beim letzten Bier feststellen mussten, dass es schon wieder hell wird. Also habe ich dort übernachtet und mich auch gleich mal das ganze Wochenende dort einquartiert um dem trostlosen Campus zu entfliehen.
Home sweet home
Zumindest bin ich zunächst mal wieder in Qingdao angekommen.
Ein Stück Mensch nicht gut spielen
Von Guilin aus bin ich nach Yangshuo gefahren, um dort ein paar Tage zu verbringen. In diesen Ort fährt man weil er wirklich inmitten dieser faszinierenden Karstlandschaft liegt, an sich sehr schön ist und es in der Umgebung viel zu sehen gibt. Dementsprechend hatte ich ein volles Tourprogramm - allerdings eben alleine, was auch nicht ganz so schön ist wie in Begleitung. Das wurde mir auch immer wieder gerne von den Chinesen vor Augen gehalten, die feststellten "Oh, du bist alleine!?" und daraufhin dann direkt - ob man das nun hören will oder nicht - ihren Lieblingssatz losgelassen haben: "yi ge ren bu hao wanr". Zu deutsch: "ein Stück Mensch schlecht spielen". Besonders häufig habe ich das beim Drifting zu hören bekommen. Drifting ist eine sehr spaßige Angelegenheit, bei der man in einem Schlauchboot eine Fluss den Berg hinunterrauscht. Im Gegensatz zum Rafting hat man kein Ruder und damit auch wenig Möglichkeiten zu steuern. Man kann sich eigentlich nur festhalten und versuchen nicht aus dem Boot geschleudert zu werden, was an manchen Stelle und anscheinend vorzugsweise den konstitutiv hinsichtlich Kraft und Körpergewicht etwas benachteiligten Chinesen passiert ist. So bekam ich zwischenzeitlich sogar etwas Gesellschaft ins Boot, da ich einen dieser gestrandeten Chinesen aufnehmen musste. An der nächsten Sammelstelle hat er jedoch wieder in sein eigenes Boot gewechselt.
Nach einer aeusserst chinesischen Pauschalreise durch den Nationalpark Zhangjiajie, der eine wirklich faszinierende Landschaft zeigt, bin ich wohlbehalten in Guilin angekommen. Entgegen aller Unkenrufe meines etwas unsympatischen Pauschalreiseleiters gab es natuellich noch ein Ticket fuer den entsprechenden Zug. Eigentlich wollte er mir ein Ticket besorgen, weil ich sonst ganz sicher keins mehr kriegen wuerde. Wahrscheinlich waers wesentlich teurer gewesen. Keine Ahnung, zumal ich das ja schon kannte, habe ich doch einfach selbst ein Ticket gekauft und zwar eine dreiviertelstunde vor Abfahrt, was sich als unproblematisch herausgestellt hat.
Guilin ist im Sueden Chinas; hier gibt es diese wubbeligen gruenen Berge entlang des Li-Flusses, was wohl eines der bekanntesten Bilder Chinas darstellt. Morgen werde ich mich nach Yangshuo aufmachen, was inmitten eben jener Landschaft liegen soll. Dort kann man Fahrten ueber den Fluss machen und tagsueber die Landschaft geniessen oder abends eine Tour machen, um die Kormoranfischer zu beobachten. Heute werde ich mal versuchen, ein Flugticket zurueck nach Qingdao zu bekommen und noch ein wenig durch die Stadt laufen.
Ich werde diesen Eintrag zunaechst mal unter Juli ablegen, da es mir zu lange dauert einen neuen Monat anzulegen. Ich verweile gerade in einer Wang Ba (Netzbar) in Yichang, einer durchschnittlichen nicht besonders interessanten Stadt am Yangzi. Mittlerweile bin ich nach dem Semesterende in Qingdao knapp zwei Wochen unterwegs in China. Zunaechst ging es nach Chengdu, wo meine Maedels schon ein paar Tage verweilt haben, um dankenswerterweise doch noch unsere Tibetreise auf die Beine zu stellen, die im Vorfeld sehr viele vergebliche Nerven gekostet hat, weil wir es nicht geschafft haben den notwendigen Einreisepermit zu bekommen. Chengdu war daher auf jeden Fall nur eine Durchgangsstation.
Meine persoenlichen Highlights hier waren zum einen das skurile Paerchen im sonst weitgehend unspektakulaeren Volkspark, der im Uebrigen eine Geisterbahn beherbergt, was ich an der Stelle schon seltsam fand.. In diesem Park herrscht also der uebliche chinesische Trubel. Das Konzept eines chinesischen Parks unterscheidet sich ja nun deutlich von unserer Vorstellung, in einer Hort der Ruhe und Erholung zu gelangen. So wurde hier an allen Ecken Musik gemacht. Karaoke- und Singkreise aelterer Herrschaften. Bisweilen konnten die professionellen Interpreten ihre Texte auch ohne Bildschirm. So auch das aeltere Paerchen in sonderbarem Gewand - sie mutete wie eine ehemalige Countrysaengerin und er wie ein laengst vergessener Altrocker an - das zu einer chinesischen Version von Brother Louie einen selbst einstudierten Tanz performt hat. Das andere Highlight war der seltsame aeltere Ich-kann-einen-Apfel-mit-einer-Hand-und-zwar-in-einem-Zug-schaelen-Mann, den man sogar buchen kann. Man kennt das ja selbst noch vom Apfel oder Kartoffelschaelen, wenn man sich bemueht, ein moeglichst langes Stueck auf einmal abzuschaelen. Dieser Mensch konnte das in einem Zug und das mit dem Apfel und dem Messer in der gleichen Hand. Damit noch nicht genug. Wie seine Visitenkarte mir verraten sollte, kann er das auch beispielsweise hinter dem Ruecken oder ueber dem Kopf.
Von Chengdu aus gings dann mit dem Flugzeug weiter nach Tibet, wo wir leider nur fuenf Tage Zeit hatten, aber dafuer doch verhaeltnismaessig viel gesehen haben. Angefangen bei den vielen Yaks - ob tot auf dem Markt in Lhasa oder lebendig auf unseren Fahrten durch das Land. Dazu kommt die Butter selbiger Tiere, die wirklich allgegenwaertig ist. Ich habe noch nie so viele und so grosse Butterstuecke auf einen Haufen bzw. in so kurzer Zeit gesehen. Diese Butter wird dann zum einen zu Buttertee, den man wirklich ueberall in grossen Kannen bekommen kann und landet zum anderen in den Tempeln. Was den Tee angeht haben wir uns mit einer mittelgrossen Kanne begnuegt, zumal es fuer den gemeinen europaeischen Magen doch eher ungewohnt ist pures Fett zu trinken. In den Tempeln hingegen wird die Butter als Brennstoff fuer die vielen Lichter benutzt. Im Gegensatz zu unserem Brauch, in der Kirche ein neues Licht zu entzuenden, bleibt im tibetischen Tempel die Anzahl der Flammen gleich, es wird jedoch immer wieder Butter hinzugegossen, um das Licht der Flammen am Leben zu erhalten. So laufen unzaehlige Pilgerer mit Teekannen geschmolzener heisser Butter im Uhrzeigersinn an allen Butterlichtern vorbei durch die Tempel und giessen ueberall ein wenig nach. Nach der Verdraengung der frueheren Boen-Religion, die alles entgegen dem Uhrzeigersinn gemacht hat, geschieht in Lhasa nun alles religioese im Uhrzeigersinn. Leider hatten wir das erst begriffen, nachdem wir die ersten Abende immer einem Menschenstrom entgegen gegangen sind, bei dem wir uns gefragt haben, welches Ziel es wohl hat. Das Ziel war die Umrundung der sogenannten Stupas (lange mit Gebetfahnen geschmueckt Pfaehle), die in der Naehe des Tempels standen. Diese Umrundung geschieht natuerlich im Uhrzeigersinn - und das unter unerlaesslichem drehen der mitgefuehrten Gebetsmuehle, die seltverstaendlich auch im Uhrzeigersinn gedreht werden muss.
Mittlerweile verweile ich wie gesagt in Yichang, der Endstation meiner Yangtse-Flussfahrt, die ich in Chongqing begonnen haben. Chongqing wiederum war die Endstation der wunderbaren Zugfahrt, die mich aus Tibet herausbringen sollte. Davon werde ich zu einem spaeteren Zeitpunkt berichten. Morgen geht es mit dem Zug in Richtung Zhangjiajie, einem Nationalpark, der mir von Verena empfohlen wurde. Interessanterweise war es ueberhaupt kein Problem ein Ticket fuer morgen zu bekommen, obwohl mir doch der Mensch, der mir eine chinesische Pauschalreise in der Park verkaufen wollte, versichert hat, dass die Zuege ausgebucht sind, so dass ich nur durch ihn die Gelegenheit haben sollte, an mein Ziel zu gelangen. Nach der aeusserst chinesischen Yangste-Reise wollte ich das jedoch vermeiden. Nun bin ich mal gespannt, wie gut ich allein vor Ort zurecht komme. Von dem Park aus werde ich zum Abschluss noch versuchen, nach Guilin zu kommen. Das ist der Ort am Li-Fluss, der wohl das bekannteste Chinabild hervorgebracht hat - Diese gruenen zuckerhutartigen Huegel.
|
|