Was ich den ganzen Tag hier so mache ...
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An dieser Stelle will ich mal ein paar Dinge im Sinne eines Tagebuchs ablegen, um euch auch einen etwas lebendigeren Eindruck vermitteln zu können
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Sechsstündige Busfahrt zum Lugusee, die an sich schon ein Erlebnis war. Durch bergige Landschaft mit vielen Sepentinen nahe am Abgrund und Dörfer haben wir uns mit viel auf und ab insgesamt noch ein wenig höher gearbeitet. Der Lugusee liegt auf etwa 2700 m Höhe. Besonders interessant waren auf dem Weg die Frauen der Yizu-Bevölkerung mit ihren ausgefallenen Kopfbedeckungen.
Innerhalb von ca. einer Flugstunde hat sich gestern ein krasser Szenenwechsel vollzogen. Nicht nur die Temperatur liegt etwa 20 Grad tiefer, zumal wir uns ja ueber 2000 m hoeher befinden, auch das gesamte Flair ist vollkommen anders. Bisher haben wir zwar noch nicht viel gesehen, weil es gestern schon dunkel war, aber dass wir nun ganz wo anders sind, war wirklich nicht zu uebersehen. Lijiang ist eine frisch restaurierte Touri-stadt mit einem klassischen Altstadtkern mit vielen typischen Haeuser. Unter gekommen sind wir hier durch einen Zufall in einem aeusserst netten Gaestehaus mit sehr netten Zimmern. Verena und ich haben ein Zimmer bekommen mit einer klassischen 6-Tueren-Klapp-Front aus Holz. Und auch im Inneren sieht alles sehr nett aus. Eine Heizung gibt es leider nicht, aber die Moeglichkeit, sich das Bett zunaechst mit einer Heizdecke aufzuwaermen. In Kombination mit dicken Decken alles warm genug. Auch die Dusche war entgegen unserer Befuerchtungen noch ganz heiss, als wir aufgestanden sind.
Letztes Fruehstueck im Sonnenschein im Mekong-Cafe. Es scheint hier jeden Tag waermer zu werden. Es faellt mir etwas schwer vorzustellen, dass ihr in Deutschland jetzt alle in der Kaelte sitzt. Besonders absurd finde ich die Vorstellung, dass bei euch gerade Karneval ist. Heute um 19.20 gehts dann weiter nach Lijiang. Das liegt etwas weiter im Norden der Provinz Yunnan und auch schlappe 2000 m hoeher. Da wird es dann wohl wieder etwas kuehler werden. Die letzten Tage haben wir ja hier von Tag zu Tag mehr geschwitzt. In Lijiang werden wir zwei Tage bleiben und dann weiterfahren zum Lugusee. Der liegt noch etwas hoeher auf ca. 2600 m. Das besondere an diesem Ort ist, das dort noch Matriarchat herrschen soll. Und ansonsten soll es einfach ein sehr schoener Flecken Erde sein. Wir sind mal gespannt.
Xin nian dao le
Da waer es dann also das neue Jahr des Schweins. Nachdem wir so gegen acht Uhr geradezu aus dem Bett gesprengt wurden und heute keine Busse irgendwo hin fahren, werden wir heute einfach ein paar Fahrraeder leihen. Mittlerweile sind wir nach einer kleinen Tour durch die Umgebung schon wieder zurueck. Es ging vorbei an Reisfeldern, Bananen, Auberginen, dem hiesigen winzigen Flughafen, der kaum groesser ist als der Haxterberg, aber ne ausreichende Landebahn fuer ne 737 gibts eben doch. Zudem ging durch diverse Dai-Doerfer und nachdem sich sich nun die ganze Zeit vor uns versteckt hatten, haben auch einige Wasserbueffel unseren Weg gekreuzt. Jetzt gehts gleich noch zum letzten Abendessen bevor wir morgen in den Flieger nach Lijiang steigen.
So aehnlich muss Krieg sein oder der chinesische Neujahrsabend
Die Chinesen sind verrueckt. Am chinesischen Neujahrsabend machen nach und nach verstaendlicherweise saemtliche Geschaefte zu um das chinesische Neujahr zu feiern. Das Ganze geht natuerlich mit Feuerwerk und Knallkoerpern von statten. Wie in Deutschland auch werden die ersten davon schon Nachmittags gezuendet. Aber gegen Mitternacht und schliesslich natuerlich um zwoelf Uhr erreicht das Schauspiel seinen Hoehepunkt. Das was wir zu Silvester machen ist dagegen geradzu laecherlich. Der Laerm ist unbeschreiblich und der Himmel ganz voller Raum. Man moechte eigentlich eine Atemschutzmaske tragen. Aber wenns nicht laut ist gefaellts dem Chinesen halt auch nicht. War zudem das erste Mal, dass ich ein Feuerwerk zum Jahreswechsel im T-Shirt auf dem Balkon verfolgt habe.
Heute ist es etwas regnerisch, aber nach zwei Tagen in der Stadt aufgrund des nur mittelmaessigen Magenzustands meiner Mitreisenden (irgendwas war wohl mit dem Trip nach Damenglong nicht ganz gut verlaufen) wollen wir heute mal wieder schauen, dass wir etwas anderes als Bars und Geschaefte zu sehen bekommen.
Trip nach Damenglong mit geplanter Uebernachtung
Nach ausgiebiger Besichtigung des Ortes Jinghong trauen wir uns heute mal raus aus der Stadt und planen sogar eine Uebernachtung ein. Damenglong steht auf dem Plan. Wir hatten uns auch schon informiert wies geht. Also erstmal mit dem Taxi zur hiesigen Busstation und dann 3,5 h Fahrt in das suedlich gelegene Damenlong, wo es eine alte wichtige weisse Pagode aus dem 13. Jahrhundert geben soll. Schon die Fahrt in dem kleinen Bus war sehr spannend. Auf der offenbar geplanten Top-Autobahn gings Richtung Sueden. Diese Autobahn befindet sich wohl noch in der Anfangsphase der Bautaetigkeiten, so dass es dann eher auf richtig holprigen Wegen durch die Landschaft ging, die ueber ganze Strecken eben nur einer riesiegen Baustelle aehnelte. Die Busfahrt war gepraegt von regem Treiben, der Bus eigentlich immer voll besetzt. Die Passagiere haben jeweils unterschiedlich lange Fahrten zurueckgelegt. Bushaltestellen gabs gar nicht. Der Fahrer hat einfach Ausschau gehalten nach Menschen, die so aussehen, als ob sie irgendwo hinwollten, angehalten und rausgeschriehen: "wo willst du hin?". "Damenglong" schrie der Mensch vielleicht zurueck". "Na dann steig ein!" Und weiter gings. Um die lebenden Huehner sind wir herumgekommen. Dafuer fuhr ein frisch gefangener Fisch, noch aufgespiesst mit frisch aus dem Maul gelaufenen Blut ein Stueckchen mit. So ging das dann ne ganze Weile bis wir in Damenglong ankamen, das ebenfalls einer Baustelle glich. In einem trostloseren Ort waren wir wohl noch nie gewesen. Nach der Besichtigung der besagten weissen Pagode haben wir dann beschlossen, den Plan mit der Uebernachtung zu canceln und direkt wieder die 3,5 h Fahrt zurueck nach Jinghong auf uns zu nehmen. Diese war noch turbulenter, kam einem noch laenger vor, gewaehrte dank der Schnellscheisserhosen der kleineren chinesischen Buerger tiefe Einblicke in deren Verdauungsapparat und viel Gepaeck, dass ueber eine Leiter am hinteren Teil des Busses aufs Dach befoerdert werden kann.
Heute haben wir schon mal den Weiterflug nach Lijiang gebucht, den wir fuer den 19. Februar angedacht haben. Alles in allem ist es doch recht erfreulich, dass wir solche Dinge mit unserem doch noch recht ausbaufaehigen Chinesisch alle ganz gut hinbekommen. Ganz ohne Sprachkenntnisse waere es doch recht muessig hier. Mit Englisch kommt man bisweilen auch nicht allzu weit. Manchmal geht es sogar soweit, dass wir das Gefuehl mit Englisch laufen die Dinge zum Teil noch schlechter, als wenn wir einfach unsere paar Brocken Chinesisch nutzen.
Bei herrlichem Wetter im hiesigen botanischen Garten mit tropischen Pflanzen und Fruechten, die wir zum Teil bisher noch nie gesehen hatten. Wie zum Beispiel die riesige Jack-Fruit, die ein wenig der Stinkfrucht Durian gleicht, vielleicht auch zur gleichen Familie gehoert.
Spaziergang durch ein Dai-Dorf am Rande der Stadt. Die Dai stellen eine der kleinen in dieser Region angesiedelten Bevoelkerungsgruppen dar. Aufgrund des hier schon recht tropischen Klimas und der damit verbundenen Feuchtigkeit zeichnet die huebschen kleinen Holzhaeuser aus, dass die auf Pfeiler aufgebaut sind, so dass erst die obere Etage bewohnt wird. Abgesehen von der Tatsache, dass sie wesentlich kleiner sind und eher Ein-Familienhauser darstellen haben sie mich ein wenig an die fuer Borneo typischen Langhaeuser erinnert.
Flug ueber Kunming nach Xichuangbanna in der Provinz Yunnan ganz im Sueden Chinas. Das Gebiet liegt an den Grenzen zu Thailand, Laos, Vietnam und Myanmar. Das Klima ist tropisch oder zumindest subtropisch. Nach dem Eis in Harbin auf jeden Fall ein krasser Wechsel in ein feuchtes Klima mit Temperaturen ueber 25 Grad. Momentan verweilen wir in Jinghong, dem Hauptort der Region, der ziemlich nett ist. Was vor dem Hintergrund, dass chinesische Staedte in der Regel eher grauenvoll sind eine angenehme Abwechslung darstellt. Von diesem Ort aus kann man Ausfluege in die Region machen oder halt einfach mal die Strassen unter Palmen langflanieren.
Eisfest in Harbin bei enttaeuschenden Temperaturen knapp unter Null Grad Normalerweise sollen hier um die Jahreszeit -30 Grad sein. Aber die Eisskultpturen standen noch und es war eine Reise wert. Harbin liegt ganz im Norden Chinas in der Mandschurei und ist recht russisch gepraegt. Es gibt ein paar orthodoxe Kirchen und der Baustil ist im ganzen auch schon nah dran. Der Ort wird insofern vielleicht zurecht das Moskau Chinas genannt. Wenn ich jedoch an unseren Besuch des bekannten russischen Resaturants am Orte denke, muss ich das jedoch schon wieder arg in Zweifel ziehen. Der Borschtsch war im Prinzip eine Tomatensuppe (ich moechte behaupten, dass meiner um laengen besser ist, was auch eigentlich nicht schwer war..). Der Tomate-Gurke Salat war mit Zwiebeln und einer Senfsosse angerichtet. Naja, hat ganz gut geschmeckt, war aber weit weg vom Vorbild. Das authentischste war wohl der Salat russkij.
Heute war ich noch einmal bei der Post, um den Antrag auf Eröffnung meines Promotionsverfahrens per Eilpost auf den Weg zu bringen. So sollte es rechtzeitig für die nächste Kommissionssitzung in Paderborn eintreffen. Das bleibt auch zu hoffen; das war nämlich ne ziemlich teure Angelegenheit. Vor allem wenn man sonst chinesische Preise gewöhnt ist. Ansonsten blieb auch noch genug Zeit zum Koffer bzw. Rucksack packen. Morgen um viertel nach acht gehts nämlich los in Richtung Flughafen nach Harbin zum Eisfest.
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