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Was ich den ganzen Tag hier so mache ...

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Freitag, 10. August 2007

Nach einer aeusserst chinesischen Pauschalreise durch den Nationalpark Zhangjiajie, der eine wirklich faszinierende Landschaft zeigt, bin ich wohlbehalten in Guilin angekommen. Entgegen aller Unkenrufe meines etwas unsympatischen Pauschalreiseleiters gab es natuellich noch ein Ticket fuer den entsprechenden Zug. Eigentlich wollte er mir ein Ticket besorgen, weil ich sonst ganz sicher keins mehr kriegen wuerde. Wahrscheinlich waers wesentlich teurer gewesen. Keine Ahnung, zumal ich das ja schon kannte, habe ich doch einfach selbst ein Ticket gekauft und zwar eine dreiviertelstunde vor Abfahrt, was sich als unproblematisch herausgestellt hat.
Guilin ist im Sueden Chinas; hier gibt es diese wubbeligen gruenen Berge entlang des Li-Flusses, was wohl eines der bekanntesten Bilder Chinas darstellt. Morgen werde ich mich nach Yangshuo aufmachen, was inmitten eben jener Landschaft liegen soll. Dort kann man Fahrten ueber den Fluss machen und tagsueber die Landschaft geniessen oder abends eine Tour machen, um die Kormoranfischer zu beobachten. Heute werde ich mal versuchen, ein Flugticket zurueck nach Qingdao zu bekommen und noch ein wenig durch die Stadt laufen.

Montag, 06. August 2007

Ich werde diesen Eintrag zunaechst mal unter Juli ablegen, da es mir zu lange dauert einen neuen Monat anzulegen. Ich verweile gerade in einer Wang Ba (Netzbar) in Yichang, einer durchschnittlichen nicht besonders interessanten Stadt am Yangzi. Mittlerweile bin ich nach dem Semesterende in Qingdao knapp zwei Wochen unterwegs in China. Zunaechst ging es nach Chengdu, wo meine Maedels schon ein paar Tage verweilt haben, um dankenswerterweise doch noch unsere Tibetreise auf die Beine zu stellen, die im Vorfeld sehr viele vergebliche Nerven gekostet hat, weil wir es nicht geschafft haben den notwendigen Einreisepermit zu bekommen. Chengdu war daher auf jeden Fall nur eine Durchgangsstation.
Meine persoenlichen Highlights hier waren zum einen das skurile Paerchen im sonst weitgehend unspektakulaeren Volkspark, der im Uebrigen eine Geisterbahn beherbergt, was ich an der Stelle schon seltsam fand.. In diesem Park herrscht also der uebliche chinesische Trubel. Das Konzept eines chinesischen Parks unterscheidet sich ja nun deutlich von unserer Vorstellung, in einer Hort der Ruhe und Erholung zu gelangen. So wurde hier an allen Ecken Musik gemacht. Karaoke- und Singkreise aelterer Herrschaften. Bisweilen konnten die professionellen Interpreten ihre Texte auch ohne Bildschirm. So auch das aeltere Paerchen in sonderbarem Gewand - sie mutete wie eine ehemalige Countrysaengerin und er wie ein laengst vergessener Altrocker an - das zu einer chinesischen Version von Brother Louie einen selbst einstudierten Tanz performt hat. Das andere Highlight war der seltsame aeltere Ich-kann-einen-Apfel-mit-einer-Hand-und-zwar-in-einem-Zug-schaelen-Mann, den man sogar buchen kann. Man kennt das ja selbst noch vom Apfel oder Kartoffelschaelen, wenn man sich bemueht, ein moeglichst langes Stueck auf einmal abzuschaelen. Dieser Mensch konnte das in einem Zug und das mit dem Apfel und dem Messer in der gleichen Hand. Damit noch nicht genug. Wie seine Visitenkarte mir verraten sollte, kann er das auch beispielsweise hinter dem Ruecken oder ueber dem Kopf.
Von Chengdu aus gings dann mit dem Flugzeug weiter nach Tibet, wo wir leider nur fuenf Tage Zeit hatten, aber dafuer doch verhaeltnismaessig viel gesehen haben. Angefangen bei den vielen Yaks - ob tot auf dem Markt in Lhasa oder lebendig auf unseren Fahrten durch das Land. Dazu kommt die Butter selbiger Tiere, die wirklich allgegenwaertig ist. Ich habe noch nie so viele und so grosse Butterstuecke auf einen Haufen bzw. in so kurzer Zeit gesehen. Diese Butter wird dann zum einen zu Buttertee, den man wirklich ueberall in grossen Kannen bekommen kann und landet zum anderen in den Tempeln. Was den Tee angeht haben wir uns mit einer mittelgrossen Kanne begnuegt, zumal es fuer den gemeinen europaeischen Magen doch eher ungewohnt ist pures Fett zu trinken. In den Tempeln hingegen wird die Butter als Brennstoff fuer die vielen Lichter benutzt. Im Gegensatz zu unserem Brauch, in der Kirche ein neues Licht zu entzuenden, bleibt im tibetischen Tempel die Anzahl der Flammen gleich, es wird jedoch immer wieder Butter hinzugegossen, um das Licht der Flammen am Leben zu erhalten. So laufen unzaehlige Pilgerer mit Teekannen geschmolzener heisser Butter im Uhrzeigersinn an allen Butterlichtern vorbei durch die Tempel und giessen ueberall ein wenig nach. Nach der Verdraengung der frueheren Boen-Religion, die alles entgegen dem Uhrzeigersinn gemacht hat, geschieht in Lhasa nun alles religioese im Uhrzeigersinn. Leider hatten wir das erst begriffen, nachdem wir die ersten Abende immer einem Menschenstrom entgegen gegangen sind, bei dem wir uns gefragt haben, welches Ziel es wohl hat. Das Ziel war die Umrundung der sogenannten Stupas (lange mit Gebetfahnen geschmueckt Pfaehle), die in der Naehe des Tempels standen. Diese Umrundung geschieht natuerlich im Uhrzeigersinn - und das unter unerlaesslichem drehen der mitgefuehrten Gebetsmuehle, die seltverstaendlich auch im Uhrzeigersinn gedreht werden muss.
Mittlerweile verweile ich wie gesagt in Yichang, der Endstation meiner Yangtse-Flussfahrt, die ich in Chongqing begonnen haben. Chongqing wiederum war die Endstation der wunderbaren Zugfahrt, die mich aus Tibet herausbringen sollte. Davon werde ich zu einem spaeteren Zeitpunkt berichten. Morgen geht es mit dem Zug in Richtung Zhangjiajie, einem Nationalpark, der mir von Verena empfohlen wurde. Interessanterweise war es ueberhaupt kein Problem ein Ticket fuer morgen zu bekommen, obwohl mir doch der Mensch, der mir eine chinesische Pauschalreise in der Park verkaufen wollte, versichert hat, dass die Zuege ausgebucht sind, so dass ich nur durch ihn die Gelegenheit haben sollte, an mein Ziel zu gelangen. Nach der aeusserst chinesischen Yangste-Reise wollte ich das jedoch vermeiden. Nun bin ich mal gespannt, wie gut ich allein vor Ort zurecht komme. Von dem Park aus werde ich zum Abschluss noch versuchen, nach Guilin zu kommen. Das ist der Ort am Li-Fluss, der wohl das bekannteste Chinabild hervorgebracht hat - Diese gruenen zuckerhutartigen Huegel.

Dienstag, 25. Juli 2007

Endlich ist das Semester zu Ende und es ist wieder ein wenig Urlaub angesagt. Gestern bin ich in Chengdu angekommen, wo ich mir dann heute die Pandas angeschaut habe. Wirklich faul diese Geschoepfe - unglaublich. Und morgen frueh geht es dann endlich nach Tibet. Zunaechst mal mit dem Flugzeug nach Lhasa und nach 5 Tagen Tour dann hoffentlich mit dem neuen Zug wieder raus. Da ich ja bekanntermassen sehr gerne Zug fahre, freue ich mich da beinahe schon am meisten drauf.

Montag, 09. Juli 2007

Es wäre niemandem zu verdenken, der in letzter Zeit den Eindruck gewonnen haben mag, ich sei im Reich der Mitte verschollen oder gar aus dem Leben geschieden. Mit diesem Eintrag möchte ich diesem Eindruck endlich Einhalt gebieten und ein kleines Lebenszeichen vermitteln. Die letzten Wochen sind nur so an mir vorbei gerauscht. Zunächst mein kurzer Aufenthalt in Deutschland, der sehr schön, aber doch ein bisschen kurz war und mir einen satten Rückkehr-Jetlag eingebracht hat. Anschließend ist die Zeit ins Land gegangen mit vergleichsweise viel Arbeit, aber auch ein paar netten Parties. Auch ich bin jetzt endlich VIP-Kunde in der New York Bar, was durch einen wichtigen Ausweis bescheinigt wird, der es erlaubt, zwei Cocktails zum Preis von einem zu bekommen. Eine Tatsache, die auf die letzten Wochen noch ausgenutzt werden will.
Dazu kommt das große Projekt einer individuellen Tibet-Reise, deren Planung ein Unterfangen darstellt, das uns mittlerweile viele zermürbende Stunden gekostet hat. Nachdem die Amerikaner im April in Tibet irgendeinen Stress gemacht haben, geht man dort etwas strenger mit Reisenden um und es erscheint nahezu unmöglich dort individuell zu reisen. Endlich haben wir aber einen vielversprechenden Status erreicht, der hoffen lässt, dass wir von einem Hostel in Chengdu aus, einen Flug und ein Einreise-Permit organisiert bekommen. Wenn das alles gut geht, kann es in etwa zwei Wochen schon losgehen. Wir sind gespannt.
Eine kleine Hürde auf dem Weg dort hin, stellt nun noch die Verlängerung meines Visums dar. In einem heutigen eher nutzlos erscheinenden Gespräch hat sich zunächst mal rausgestellt, dass der Mann vom Auslandsamt meinen Foreign Expert Ausweis verschlampt hat und meine Passfotos zu groß waren. In China benutzt man für Passangelegenheiten anscheinend nur Bilder in der Größe einer Briefmarke, die ich daher heute zunächst einmal beschaffen musste. Zum Glück wiederrum kann man in China ja beinahe alles zu jeder beliebigen Tageszeit und dann auch noch in der Nähe bekommen. Ein kleiner Spaziergang zum nahegelegenen Markt sollte dieses Problem also schnell und unkompliziert lösen. In einer netten winzig kleinen Bude habe ich also Bilder erstanden. Vorsichtshalber in beiden zur Verfügung stehenden Größen um für den Besuch bei der Polizei morgen auch wirklich ganz sicher zu gehen. Gepaart mit einem netten Small-Talk Gespräch mit den beiden Chinesen von diesem habe ich also in vergleichsweise kurzer Zeit 24 Bilder für umgerechnet 1 Euro erstanden. Den China-Passfoto-Klassiker mit dem roten Hintergrund. Damit wären die nächsten 10 Jahre hier dann wohl gesichert..
Und dann war da noch mein Besuch im Shangri-La, um meine beiden Übernachtungen an einem Wochenende in der Präsidentensuite dingfest zu machen. Also bin in neulich kurzerhand mit meinem Gutschein dort hinfahren, um in Jeans und durchgeschwitztem T-Shirt das beste Hotel am Ort zu betreten. Wie erwartet, hatten die beiden hinter der Rezeption auch leider überhaupt keine Ahnung, was mein Coupon wohl bedeuten könnte und haben mich unter vielfachen Entschuldigungen und ein bisschen Small-Talk auf den Manager warten lassen. Der hat die Situation ganz souverän gehandelt mit einem dezenten Blick über meine Kleidung hinweg und der Eingangsfrage: "Ist alles in Ordnung? - Fühlen Sie sich wohl in unserem Hause?" - Mit einem "Ich wohne ja noch gar nicht hier" verweise ich auf meinen Gutschein. Er entschuldigt sein Personal mit einem wohlwollenden "die beiden lernen noch" und hat höchstpersönlich für mich eine Reservierung getätigt. Ein Unterfangen, was inklusive Taxifahrt mal wieder gut zwei Stunden in Anspruch genommen hat.