Was ich den ganzen Tag hier so mache ...
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An dieser Stelle will ich mal ein paar Dinge im Sinne eines Tagebuchs ablegen, um euch auch einen etwas lebendigeren Eindruck vermitteln zu können
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An diesem Abend gab es im Creative 100 Industriepark ein Konzert einiger junger Bands aus China und dem Ausland. Das Ganze sollte schon um 18.30 beginnen, so dass wir - Britta, Regina und ich - uns absurderweise schon um 16.00 Uhr mit dem Bus auf den Weg gemacht haben, zumal wir auch noch was essen wollten vorher. In China dauert ja alles immer unglaublich lange. Allein 45 min Busfahrt bis zum Carrefour, dann ein bisschen Fußweg zur Fressmeile, die ohnehin auf dem Weg lag. Und im Restaurant ist ja ne Stunde auch nix. Dieses Mal waren wir in einem ganz guten Laden mit sehr viel Fisch im Angebot, der wie üblich auch direkt für uns aus dem Auslagenbassin gefischt wurde. Der Fisch wurde nach Gewicht verkauft; ein Jin (500 g) für 39 kuai. Ok haben wir also genommen, woraufhin der Angestellte gleich mal vier Stück der noch lebendigen Speise in einer Plastiktüte auf eine Waage geschmissen hat. "Zuviel, zuviel", nach und nach konnten wir ihn davon überzeugen, zwei wieder zurückzulegen. Doch immer wieder schön die Speisenauswahl. Geschmeckt hats auf jeden Fall.
Nachdem Deborah dann noch dazugekommen ist, konnte es weiter in den besagten Laden gehen. Deborah ist die neue Deutschpraktikantin - als Nachfolge für die gute Sushan - die dummerweise den gleichen Namen trägt wie meine Nachbarin, die hiesige Lektorin. Eingedenk der Tatsache, dass es zudem ja ohnehin auch noch eine Verena hier gibt, müssen die armen chinesischen Studenten nun glauben, dass diese wohl die mitunter gebräuchlichsten deutschen Namen sein müssen. Britta und Regina sind übrigens die neuen Studentinnen aus Paderborn, die mich hier zum Wohle der deutschen Lehre bis zum Semesterende unterstützen werden. Soweit der Exkurs zu den Personen - bisweilen muss ich mir ja vorwerfen lassen, dass meine Ausführungen an dieser Stelle bezüglich der beteiligten Personen nicht allzu transparent sind..
In dem Industriepark angekommen, der sich aus meiner Sicht als Hochhaus erwies haben wir zuerst mal die Toilette gestürmt. Sehr schön war der konsternierte Blick des Chinesen, der uns auf unserem Weg zurück in den Waschvorraum direkt in die Arme lief. Mir waren die Pissoirs gegenüber der Kabinen schon irgendwie komisch vorgekommen.. Womit sich wohl die Frage beantwortet hätte, die wir uns an diesem Abend zuvor schon einmal gestellt hatten, als wir an einer etwas längeren Schlange angestanden hatten. Nein, ich denke in China geht man in so einem Fall nicht aufs Herrenklo (ganz undenkbar wahrscheinlich eine änhliche Szene, wie sie sich zu Libori im Hemmingways an der Stelle abspielen würde).
Zum eigentlichen Thema des Abends: wir sind gerade rechtzeitig gekommen, um noch den Rest von den kanadischen billKillers mitzubekommen. Hm.. ob die sich aufdrängende Assoziation mit dem großartigen amerikanischen Filmemacher wohl Zufall ist.. Anschließend gab es eine Reihe chinesischer Bands - eine aus Qingdao und drei aus Beijing - wenngleich eine der vermeintlichen Beijinger Bands nicht wirklich asiatisch aussah. Der Hauptact waren Playmaker aus England, deren Sänger der Bruder von Ian Burns ist, dem Chef des hiesigen Szenemagazins RedStar. Womit sich auch die Frage klärt, wie ein solches Event in die musikalische Wüste Qingdaos geraten konnte. Konzerte gibt es China eigentlich nur in Beijing und Shanghai. Die Musik war alles in allem nicht schlecht und auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung zum chinesischen Radiomainstream. Dieser lässt sich im Wesentlichen als Tapetenmusik bezeichnen (ich vermisse den Klub 40° und Bernd Begemann); sogar die chinesischen Jungs hier hören überwiegend am liebsten seichte Schnulzen.
Mal wieder ein Abend in der hiesigen Partyszene, die ja doch im Wesentlichen von lao wai geprägt ist. Dieses Mal waren wir zuerst im Babyface; eine klassische Disko mit entsprechender Musik, auf die ich nicht wirklich stehe. Aber immerhin wars besser als im Feeling Club, dessen Hauptreiz ja in dieser wippenden Tanzfläche besteht. Anschließend gings mal wieder in den Corner Jazz Club. Nach wie vor einer meiner bevorzugten Läden mit kleiner Tanzfläche und besserer Musik, wenn man auch bisweilen Lieder hört, die man eigentlich schon längst vergessen hatte. Wir waren insgesamt mit etwa zehn Leuten unterwegs und haben die meiste Zeit auf der Tanzfläche verbracht. Gegen Ende hats dann noch zunehmend Spaß gemacht, einfach die Leute zu beobachten und über deren nähere Zukunft zu diskutieren.. Als wir davon dann irgendwann nach vier auch genug hatten, sind wir nach Hause gefahren.
Ein veregneter Nachmittag beim Zahnarzt
Unsere Chinaerfahrene Kollegin Bea, die sich bereits am Lugusee als Reiseleiterin unentbehrlich gemacht hatte, hat Verena, Roman und mich mit zum Zahnarzt genommen. Ihr war eine Füllung herausgefallen und bei der Gelegenheit sind wir mit zu einer Zahnreinigung gegangen. Die Praxis, die Teil eines Krankenhauses war machte einen recht ordentlichen Eindruck, wenn die Ausrüstung jedoch ein wenig veraltet wirkte. Aber durchaus modern genug, um sowohl Bea fachgerecht zu versorgen als auch eine gute Zahnreinigung durchzuführen, die sich 125 Yuan durchaus gelohnt hat.Etwas gewöhnungsbedürftig ist sicherlich die Tatsache, dass es in so einem Behandlungsraum zum Einen gleich zwei Behandlungsstühle gibt und es zudem auch nicht ungewöhnlich ist, dass man jemanden begleitet und bei der Behandlung quasi daneben sitzt. Highlight dieser doch etwas anderen Auffassung von Privatsphäre war sicherlich die Putzfrau, die während meiner Behandlung hereinkam und ein wenig zwischen den Stühlen herumwischte, aber in erster Linie doch verstohlen der Behandlung eines lao wai zusah.
An diesem Tage sollte es einigen von uns Deutschen mal wieder vergönnt sein, eine großartige landeskundliche Erfahrung zu machen. Die Firma Jinhua lud zu ihrem Spatentisch. Zu diesem Ereignis habe wir uns morgens um acht im Fakültätsbulli auf den Weg Richtung Norden gemacht. Nach ca. 100 km Fahrt haben wir uns rechtzeitig einige Minuten vor Beginn der Veranstaltung über den roten Teppich zur Anmeldung begeben, wo wir einen wichtigen Wimpel mit einer hübschen Blume angesteckt bekamen. Als dank für unser Kommen gab es neben der informativen Broschüre der Jinhua Industrial Group, die mitunter Hebebühnen für VW baut, ein 1:18 Modell eines Mercedes K500 Roadstar in leuchtendem Rot. Bisher eine der besten Gegenleistungen dafür, dass wir uns mit unseren langen Nasen fotografieren lassen. Bald sollte es dann auch schon losgehen, nicht zuletzt zur Erleichterung der Arbeiter, die uniformiert in blauem Overall und roter Nike-Kappe schon eine Weile in Reih und Glied aufgestellt parat standen. Die Reden der hohen Herren vorn auf der Bühne, die wir aufgrund unserer strategisch günstigen Position gleich in der ersten Reihe gut im Blick hatten, erinnerten den nicht allzu sprachkundigen Hörer doch eher an einen Parteitag. Mit Ausnahme der netten älteren Dame, die angeblich eine Nachfahrin von Konfuzius gewesen sein sollte. Seinen Abschluss fand dieser offizielle Teil neben Löwen- und Drachentänzen in einem großen Feuerwerk und Salven aus goldenen Konfettikanonen. Feuerwerk hatten wir ja auch schon wieder sehr vermisst.. Anschließend waren wir dann, wie eigentlich immer bei solchen Anlässen, zu einem guten Essen in einem teuren Restaurant eingeladen. Bei Seeschnecke, Seegurke und diversen anderen Köstlichkeiten wurde unter einigem Ganbei auch mal wieder die Trinkfestigkeit der Deutschen auf den Prüfstand genommen. Alles in allem mal wieder eine sehr chinesische Angelegenheit.
Mal wieder beim Friseur
Dieses Mal wars es eine richtig langwierige Aktion im ganzen Rudel bei Beas Stammfriseur. Nachdem es am Tag vorher in Folge eines typischen Missverständnisses nicht geklapp hatte, war ich dann mit Sandra und Chen Jing noch einmal dort. Insgesamt waren fast 2 Nachmittage weg für einmal Haare schneiden, was mich sonst eher 2-3 Stunden gekostet hat. Aber es war ein netter kleiner Laden mit vernünftigen Preisen, insofern hat sichs gelohnt. In dem Laden wurden sogar regelmäßig die Haare weggefegt. Kostet aber eben auch 40 kuai statt 5 kuai im Laden um die Ecke.
So langsam kehrt hier wieder Routine ein. In der vergangenen Woche sind meine neuen deutschen Studenten angereist. Drei Jungs und zwei Mädels. Endlich auch mal ein wenig weibliche Gesellschaft im Büro. Sehr schön. Nachdem mit einem Tag verspätung auch die Koffer der Mädels eingetrudelt sind, steht der Eingewöhnung nichts mehr im Wege. Die fünf nutzen nun das erste Wochenende für erste Erkundungen der Stadt und erste Erfahrungen, wie schwierig es sein kann, sich in China zu bewegen, wenn man kein oder nur wenig Chinesisch kann. Eine Visitenkarte für die Heimfahrt mit dem Taxi ist beinahe unabdingbar. Ich hingegen genieße die Ruhe in meiner Wohnung. Unter meinen Erfolgen des Tages sind zwei Telefonanrufe zu verbuchen, die wunderbar geklappt haben. Zuerst der Anruf bei unserer Chinesischlehrerin, damit wir diese Woche wieder mit dem Kurs starten können und danach der Anruf bei der Putzfrau, mit der ich nun nächsten Samstag vereinbart habe. Jetzt kann ich mich für heute zurücklehnen!
Heute um 19 Uhr gibt es ein Feuerwerk vor dem Haupteingang der Fakultät. Ich kann mich nur wiederholen: die Chinesen sind verrückt! Ich werde mich in Deutschland nie wieder beschweren, wenn der ein oder andere Knaller einen Tag vor oder nach dem Jahreswechsel hochgehen sollte. Hier geht das nun schon seit 2 Wochen so - und am Straßenrand steht immer noch tonnenweise von dem Zeug rum, was offenbar noch erfolgreich verkauft wird.
Genieße das letzte ruhige Wochenende vor Semesterbeginn!
Gegen Abend gings erst zur Gesichtsmassage und danach noch zum Abendessen in ein Restaurant mit Essen aus der tibetischen Nachbarprovinz Xinjiang. Sehr lecker! Und diese Gesichtsmassage und Pflege war auch eine ganz neue äußerst entspannende Erfahrung.
Zurueck in Qingdao bei schmuddeligen 10 Grad. Heute ist Wäsche waschen angesagt. Rausgegangen bin ich nur zum Abendessen.
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